Die Schützenscheibe

Das Schützenwesen & Schützenvereine

Die Entstehungsgeschichte - Teil 4


Der neue Volkssport

Plötzlich redete alle Welt vom Schützensport, und so stiegen auch die Mitgliederzahlen rasant an. So auch beim Deutschen Schützenbundes, einem der größten Verbände in Deutschland. Auf der politischen Ebene hatten die Schützen und deren Dachverbände eine einheitliche Linie, denn die Politikverbundenheit der Schützenvereine war längst nicht mehr so, wie die, der vergangen Jahre. Die Schützenverbände verfolgten ein anders Ziel, nämlich die sportliche Einung. In einem waren sich die Schützenvereinigungen einig, schießen fördere nicht nur die Konzentration, sondern auch Geselligkeit. Mit Fleiß und regelmäßiger Übung sowie etwas Ausdauer konnte man die eigenen Schwächen abmildern oder gar überwinden. Den Schützen lehrte man, den verantwortungsvollen Umgang mit der Waffe, und eine Selbstbeherrschung, die zu einer immer größeren Leistung anspornte. Im Zuge des sportlichen Fortschritts fanden auch die ersten freundschaftlichen Wettbewerbe statt. Ein beliebter Vergleich ist auch heutzutage noch der Wettkampf, bei dem sich Mannschaften verschiedener Schützenvereine miteinander vergleichen. Auch bei den Dachverbänden der Schützenvereine tat sich einiges. Vor dem politischen Umschwung, an dem Adolf Hitler an die Macht kam, waren es drei Einzelverbände, die sich die Sparten des Schießsports teilten und die Interessen der Schützen repräsentierten. Daraus wurde ein Verband, die "Reichsgemeinschaft für den Kleinkalibersport". Diese Vereinigung der Schützenvereine leistete heftigen wiederstand gegen politische Führungen, egal ob die Bestrebungen von Rechts oder von Links kamen.


2. Weltkrieg – Gefecht gegen den Rest der Welt

Die politischen Verhältnisse in den Jahren von 1930 bis 1933 waren gewiss nicht die Besten. Einschränkungen durch den Versailler Vertrag und die 1929 beginnende Weltwirtschaftskrise führte zu einem Einbruch des Welthandels. Deutschland musste schwere Verluste hinnehmen, denn die bedeutenden Importe konnten nicht mehr durch Ausfuhren finanziert werden. Hungersnot, Inflation und Arbeitslosigkeit, war der beste Nährboden für den Nationalsozialismus, der sich unaufhaltsam ausbreitete. Als Hitler 1933 die Macht für sich beanspruchte, hatten die Schützenvereine die Qual der Wahl.

Nachkriegsjahre – ein Segen für die Schützenvereine

Die Jahre nach dem Krieg brachten für das Einst so mächtige Deutsche Reich nichts Gutes, der wirtschaftliche Stillstand und die unwürdige Behandlung setzten dem Volk stark zu. Es blieb den Deutschen nichts anderes übrig, als sich den Gesetzen und den Bestimmungen der Nachbarländer zu beugen. Die Schützenvereine konnten diese festgefahren Situation jedoch gut für sich Nutzen, und das trotz des Elends in der Bevölkerung. Laut dem Versailler Vertrag, der am 28. Juni 1919 unterzeichnet wurde, waren Gewehre und Kriegswaffen verboten. Daneben musste das Deutsche Reich die alleinige Schuld am 1. Weltkrieg einräumen.

Die Schützenvereine durften allerdings für Übungszwecke Kleinkaliberwaffen verwenden. Darauffolgend entfernten sich die Schützen zusehens vom militärischen Wesen, und widmeten ihr Existenz ganz den sportlichen Begebenheiten. Die erlaubten Kleinkalibergewehre ermöglichten verhältnismäßig gute Schießleistungen. Das oberste Gebot der Schützenvereine, Gaue und Verbände war, dass sich die Schützen freiwillig in den Schießsport einbringen konnten. Es sollte der Spaß am Sport und die Jagd nach der Zehn, die Mitte der Schießscheibe, im Vordergrund stehen. Auch die zu erwartende Begeisterung ließ nicht lange auf sich warten. Die Kleinkalibergewehre erfreuten sich immer besserer Beliebtheit. Die Schützen mussten damals wie heute den behördlichen Bestimmungen und Auflagen folge leisten. Es war nun besiegelt, das die deutschen Schützengesellschaften nun endgültig gesellige und bürgerliche Vereine sind. Ganz anders erging des den Schützenvereinen und Gilden der Nachbarländer, die schweizerischen und niederländischen Schützengesellschaften behielten ihren Milizcharakter.